DT 88 41

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				N  O
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			M  E  R  C  Y
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         GAMEREVIEW VON SPIDER



NO MERCY                          REVIEW
________________________________________

Das Taschengeld war immer knapp und gute
Software  für  einen Jugendlichen meines
Alters  in  dieser  Zeit meistens selten
erschwinglich - Weihnachten ist nur ein-
mal im  Jahr, ebenso Ostern und Geburts-
tag. Neue und richtig gute Titel gab  es
also  nur  zu  besonderen Anlässen oder,
wenn man viel Glück hatte,  Monate  oder
manchmal erst Jahre später als Crack auf
dem Schulhof... Sicher, es gab schon die
sog.  "Low-Budget-Spiele" vom Wühltisch,
die  damals  überall, vor allem in Kauf-
häusern,  rumlagen.  Aber die angebotene
Software  war  i.d.R.  so schlecht, dass
sogar  10 DM noch  zuviel  waren...  Die
beste Alternative war  dann  immer  noch
der  Griff  zur Game On bzw. Magic Disk,
da bekam man wenigstens noch einigermas-
sen was für's Geld.  Die Golden Disk war
aus meiner Sicht schon wieder  mit 20 DM
zu teuer, auch  die  Software,  die  bis
dato erschien, war, gelinde ausgedrückt,
sehr bescheiden.  Auch aus meinem Freun-
deskreis  griff  man  lieber auf Game On
oder  Magic Disk als auf die Golden Disk
zurück,  so  dass ich sie meistens auto-
matisch ignorierte,  sobald ich im Zeit-
schriftenhandel stand. Mich interessier-
ten  nur 64'er, Game On und Magic Disk -
in  der  Reihenfolge.  So war das bis zu
dem  Tag  X, damals 1989, als ich meinen
Schulbus verpasste und  wegen strömenden
Regens im nahegelegenen Kaufhaus mir die
Zeit  tot zu schlagen versuchte, bis der
nächste Bus kommen würde...

Da  stand  ich nun, im Kaufhaus, bei den
Zeitschriften nahe dem Haupteingang, und
versuchte,  mir  die Zeit so gut es ging
zu vertreiben: Ich durchforstete diverse
Comics  und  Zeitschriften, immer in Er-
wartung,  dass  mich einer der Verkäufer
"freundlich"  zurecht weisen würde, erst
zu kaufen und dann erst zu lesen...  Ein
alter Trick,  um ohne Geld an gedrucktes
"Wissen"  zu gelangen - abgespeichert im
Gehirn  und zuhause schnell  verarbeitet
(ällabätsch, ällabätsch,  nanananana)...
Aber an diesem Tag passierte (zum Glück)
gar nichts, egal  wie  konzentriert  ich
auch  in allen möglichen Magazinen las -
es interessierte niemanden.  So ging das
knapp 1 Stunde lang,  von Zeitschrift zu
Zeitschrift,  bis ich plötzlich auf eine
Golden Disk stieß:  "Nanu?  Was'n  das?"
Ein  Soldat, knieend vor einem halb zer-
störten  Gebäude,  ein  Hubschrauber  im
Hintergrund,  Feuer - das war ein Cover,
das mir sofort ins Auge stach!  "Hm, das
muss  ich  mir  mal  näher anschauen..."
Ich drehte das Cover um, stellte schnell
fest:  Ein  Ballerspiel! Cool! Ich liebe
Ballerspiele!   Und  Rambo-Spiele  a  la
"Commando!"   waren  schon  immer  meine
Stärke - diese Golden Disk muss ich  ha-
ben!  Eilig  suchte ich also im Rucksack
nach meiner Geldbörse, in der  Hoffnung,
die "berüchtigten" 19,80 DM  (der exakte
Preis - erinnert ihr euch?) bezahlen  zu
können.  Und  tatsächlich: Normalerweise
chronisch pleite  konnte ich dieses Geld
zusammenkratzen,   dementsprechend  froh
stellte ich mich an der Kasse an - total
voller Vorfreude... Endlich zuhause, war
es  natürlich  dann kaum abzuwarten, die
Golden Disk ins Laufwerk zu schieben und
loszulegen.  Was  soll  ich sagen: Meine
Erwartungen, was der zu erwartende Sound
und die Grafik betrafen, wurden mehr als
erfüllt,  total  gebannt saß ich vor dem
Monitor und konnte es kaum fassen.  WOW!
Und das alles für 19,80 DM...

Ich zockte bis spät abends,  auch an den
nachfolgenden Tagen gab es für mich kein
anderes  Spiel  mehr.  Und in der Schule
schwärmte  ich natürlich  ebenfalls  nur
von  NO  MERCY.  Kurios  dabei:  Niemand
kannte es und keiner außer mir hatte es.
Ebenfalls  kurios:  Die  nächste Ausgabe
der  Golden  Disk war bereits erschienen
und so war ich der einzige  unter meinen
Freunden  in  der  Klasse, der  NO MERCY
besaß.  Noch  kurioser:  Game  On, Magic
Disk und  Golden Disk waren nicht gerade
berühmt für ihren Kopierschutz.  So  ge-
sehen  hätte  ich  ja nur eine Kopie von
NO MERCY  erstellen  und diese  dann  an
meine Freunde weiter geben müssen.  Aber
NO MERCY  ließ  sich nicht ums Verrecken
kopieren!!! Alle damals gängigen Kopier-
programme kamen zu Werke - alle chancen-
los. Ich nahm es gelassen. Denn schließ-
lich war ICH im  Besitz  des  Originals,
"Schade" für meine Kumpels...  Wer  also
NO MERCY spielen wollte musste wohl oder
übel  nachmittags  zu mir - was ein Pech
aber  auch...  NO MERCY  - "gnadenloses"
Spiel. Und "gnadenlos" unkopierbar...
Leider  ist NO MERCY mit seinen 7 Leveln
viel  zu  kurz  geraten, viel zu schnell
hat  man  das  Ende  erreicht.  Dennoch:
NO MERCY war wohl der erste wirklich ge-
lungene  Titel  der  noch  jungen Golden
Disk-Serie.  Und  im  Vergleich zum kom-
merziellen Pendant, OPERATION WOLF,  ein
Volltreffer  -  und  das  auch  noch zum
kleinen Preis. Die Original-Disk besitze
ich  übrigens  heute  noch, inkl. Cover.
Eine  Sicherheitskopie  konnte  ich auch
20 Jahre später immer noch keine machen,
der  Kopierschutz  dieser Ausgabe bleibt
mir also auf immer ein Rätsel.  Aber das
ist nur bedingt ein Problem: Mittlerwei-
le besitze  ich  zahlreiche  Cracks,  so
dass  ich  absolut  entspannt  auch  die
nächsten  20  Jahre  angehen  kann. Ganz
nach dem Motto:  "Rambo? Who the f*ck is
Rambo...?"


Jahr:   1989
Firma:  CP-Verlag / Golden Disk
        (7. Sonderausgabe Magic Disk)
Genre:  Ballerspiel ("Ego-Shooter")
Quelle: www.c64games.de




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