DT 88 40

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               O   I   L
               O   I   L____________
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      I   M   P   E   R   I   U   M
      I   M   P   E   R   I   U   M
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         GAMEREVIEW VON SPIDER  _
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OIL IMPERIUM                      REVIEW
________________________________________
Ein ganz normaler Nachmittag, irgendwann
im Spätsommer (aber nicht '69!): Ich und
Martin  zu  Gast bei Stefan, wir spielen
mit Wasserpistolen und versuchen, uns im
riesigen  Garten  von Stefans Eltern mit
großem  Kampf  gegenseitig abzuspritzen.
Das gelingt besser  als  erwartet und so
sind wir bald nass bis auf die Haut. Das
bekommt natürlich Stefans Mutter mit und
damit wir nicht krank werden schickt sie
uns ins Haus,  um uns abzutrocknen. Dick
eingehüllt in großen Handtüchern  sitzen
wir  schließlich  in  Stefans Zimmer und
kichern  um  die Wette und jeder von uns
ist  der festen Überzeugung, der bessere
Jäger  bzw. Schütze gewesen zu sein. Ich
wollte  gerade achtlos mein Handtuch zur
Seite  werfen,  als  mein Blick auf eine
Schachtel  fällt,  die etwas abseits von
Stefans  C128  liegt:  OIL IMPERIUM. Ach
ja,  dieses  Wirtschaftsspiel, denke ich
mir. Bei Stefan ganz normal, füge ich in
Gedanken hinzu. Stefan ist einer unserer
besten  Schüler in unserer Klasse und da
er  zugleich  auch  eine  totale Null am
Joystick ist liegt es nahe, dass er sich
am  Computer  eher für Spiele begeistern
kann,  bei  denen  der Joystick mehr als
"Eingabegerät"   fungiert.   Mit  Stefan
zocken  wir, Martin und ich, auch in der
Regel  nie:  Das wäre nämlich noch sinn-
loser als einem Schwerhörigen Musik vor-
zuspielen...  Auch  Stefans  Diskbox hat
bei  Martin und mir nie all zu große Be-
geisterung   hervorgerufen,  denn  außer
Wirtschafts-,  Strategie- und Adventure-
spielen  war da kaum etwas "Brauchbares"
dabei.  Und  wenn  es nach Stefan ginge,
hätte man auch nie den Joystick  zu  er-
finden  brauchen. Kurzum: Für Stefan war
der Joystick ein FEIND...  Ich hatte von
OIL IMPERIUM noch nicht viel gehört oder
gelesen,  außer  dass  es halt irgendein
Wirtschaftsspiel ist. Und das scheint im
ersten  Moment  zu ihm zu passen wie die
Faust aufs Auge.  Nun ja.  Nicht  weiter
spektakulär  im  ersten Moment. Ich ver-
suche,  mir  nicht  anmerken  zu lassen,
dass ich  OIL IMPERIUM "gesichtet" habe.
Denn Stefan  liebt nichts mehr als seine
so tollen  "Anti-Joystick"-Spiele an den
Mann zu bringen - wer das mal erlebt hat
weiß was ich meine. Wer nicht, der kennt
vielleicht DIE DREI ??? und deren Anfüh-
rer,  Justus Jonas. Klingelt's?  Ja,  so
ähnlich  ist  (war)  Stefan,  wenn es um
"seine" Spiele geht...  Das will ich un-
bedingt  vermeiden,  also überspiele ich
meine  "Entdeckung" so gut  es  geht. Im
ersten  Moment  scheint das wunderbar zu
funktionieren. Dann  macht  Martin  eine
Bemerkung,  für  die  ich  ihm im ersten
Moment  am  liebsten eine Ohrfeige geben
möchte: "Mensch Stefan! Neues Spiel?"...
FEHLER! FEHLER! FEHLER!  Stefan ist voll
in  seinem Element, ganz als habe er nur
auf diese Frage gewartet:  "Jawohl! Soll
ich es euch kurz vorführen?" BAAAAAAAAH!
Martin,  du  Depp,  du depperter! Martin
merkt erst jetzt, was er da  angerichtet
hat und versucht,  die Situation noch zu
retten: Zu spät. Stefan hat bereits  die
Disk  eingelegt,  GO64  getippt  und das
Spiel gestartet. Na toll,  denke ich. Um
nicht  ganz  wie  ein  Idiot dazustehen,
nehme ich die Schachtel in die Hand  und
schaue  mir mal die Beschreibung und die
Bilder an. Nun ja, die Screenshots  sind
schon  extraklasse,  keine  Frage.  Aber
das  heißt gar nichts. Meistens sind das
immer  Grafiken  vom  PC  oder Amiga und
spätestens wenn die C64-Version zu sehen
ist,  packt  einem  das kalte Grausen...
Hm,  man  muss nach Öl bohren und so, in
guter  alter  Dallas-Manier.  Toll.  Wie
spannend.  Ich seufze innerlich und lege
gerade  die  Schachtel beiseite, als das
Titelbild und die Musik von OIL IMPERIUM
erscheint: Hey, die Grafik ist aber echt
nicht  schlecht. Was für eine Verschwen-
dung...  Es  folgt  ein  Auswahlmenü und
eine Code-Abfrage. Mal ehrlich: Wer will
denn  schon  so einen Mist kopieren? Ist
doch totaler Qua... MIST! Die Grafik ist
ja  immer  noch geil. Verflixt und zuge-
näht!  Stefan  hat  3 Spieler angemeldet
und  nach  einem  kurzen Crash-Kurs, wie
was  wo  warum  und  weshalb zu tun ist,
gehen wir alle alsbald an den Start:
"TransOil" alias Stefan, "Explora" alias
Martin  und  ich  als  "Interoil". Immer
noch   skeptisch  und  nur   widerwillig
lasse ich mich auf  dieses  Spiel  ein -
um  zusammen mit Martin ein paar Stunden
später als total begeisterter  JR junior
den  Heimweg  anzutreten. Ich und Martin
können  es  kaum  glauben:  Es  gibt ein
Wirtschaftsspiel,  das  gute  Grafik und
Sound besitzt und SPASS macht! WOW!
Bis  vor  wenigen  Stunden  glaubten wir
beide,  sowas  wird  es  auf dem C64 nie
geben...

Die  nachfolgenden und weiteren Nachmit-
tage  verbringen  wir  also  immer öfter
bei  Stefan,  um  unsere  Gier  nach dem
"schwarzen Gold" zu stillen.  Inzwischen
sind  wir  auch  vollstens mit dem Spiel
und  seinen Feinheiten vertraut, so dass
wir mittlerweile  richtig  verbissen  um
die   "Weltherrschaft"  im  Oil-Business
kämpfen:  Nach  Öl  selber bohren und so
gewinnbringend  wie  möglich  verkaufen,
brennende  Ölfelder löschen (so verlust-
frei   wie  möglich),  Pipelines  legen,
spekulieren,   andere  Mitspieler  sabo-
tieren etc. Und je nach dem, was man als
Spielziel  ausgibt:  MEHR GELD SCHEFFELN
ALS MEINE MITSPIELER!!!  Ha, ha, ha, ho,
ho, ho...!

OIL IMPERIUM  war  in der Tat damals das
erste  Wirtschaftsspiel,  das mich wirk-
lich fesselte und überzeugte. Lange Zeit
war ich der Meinung, dass  dieses  Genre
eine  Beleidigung  für  jeden "normalen"
Spieler  sei,  da  sie normalerweise nur
mit  primitiver Grafik (wenn überhaupt),
langweiligen  Menüs  und  Aufmachung  am
C64  in  Erscheinung  trat. OIL IMPERIUM
überzeugte  aber mit exzellenter Grafik,
gutem  Sound  und einem Spielaufbau, der
einfach nur süchtig machen musste.  Lei-
der ist das Spiel nicht so komplex, dass
man es wochen- oder  monatelang  spielen
kann. Aber für ein oder zwei  gemütliche
Abende reicht es allemal - und  das  ist
doch ok, oder etwa nicht...?

reLINE - Diese  Software-Schmiede  hatte
grafisch  mit  HOLLYWOOD POKER PRO schon
Maßstäbe am C64 gesetzt. Dass  man  dies
noch  mit  OIL IMPERIUM toppte - das war
für  mich damals eine absolute Sensation
und eine totale Genugtuung gegenüber den
arroganten Amiga- u. PC-Besitzern, deren
Versionen dem C64 nicht das  Wasser rei-
chen können. BO(H)R(E)N TO BE WILD !!!
TIPPS

- Es ist am Anfang sehr wichtig, wo
  man sein erstes Ölfeld eröffnet, da
  man nur über 5 Mio. DM Startkapital
  verfügt. Man sollte daher unbedingt
  Konzessionen in Regionen erwerben,
  deren Ölfelder viel Öl fördern lassen.
  Europa wäre also zum Start daher nicht
  so toll geeignet. Ich empfehle Alaska
  oder den mittleren Osten. Die sind
  zwar gefährdeter und anfälliger für
  Anschläge, aber sie bringen halt auch
  mehr Öl zu Tage. Und mehr Öl = mehr
  Geld!!!

- Sich anfangs nur für eine Region
  entscheiden, denn jede neue Region
  kostet 2 Mio DM Konzession. Viel Geld,
  das man zu Beginn nicht hat!

- Mit den Anschlägen auf andere Mitspie-
  ler sollte man warten. Denn wenn man
  erwischt wird (und das passiert schon
  recht oft), verliert man 1 Ölfeld. Im
  schlimmsten Fall das einzige, das man
  hat. Zahlungsunfähigkeit ist womöglich
  die Folge und die führt unweigerlich
  zum eigenen GAME OVER (zur Freude der
  Mitspieler...).


- Ölfelder so lange wie möglich selber
  bohren und löschen. Stichwort: KOSTEN.
  Erst wenn man wirklich dick Kohle
  gescheffelt hat, lohnt es sich, bohren
  zu lassen, um Zeit zu sparen, die man
  braucht, um Monat für Monat sein Öl
  verkaufen zu können.

- Immer darauf achten, dass man genug
  Tanks in der Region hat: Sind nämlich
  die Tanks voll oder zu klein wird zwar
  weiter gefördert - das zu viel geför-
  derte Öl aber ist verloren!!!

- Sobald das Kapital ausreicht: Detektiv
  anheuern für den persönlichen Schutz.
  Oftmals wird man so vor Anschlägen
  doppelt so oft verschont wie ohne. Und
  das kann sich lohnen (weniger brennen-
  de Ölfelder, weniger Sabotagen an den
  Tanks etc.).

- Öllieferverträge erst unterschreiben,
  wenn man in dieser Region wirklich
  Ölfelder besitzt und wenn man defini-
  tiv immer die geforderte Menge liefern
  kann. Kann man nämlich das nicht: Die
  Konventionalstrafen sind MÖRDERISCH!!!
  Zudem immer auf den Kurs achten und
  stets einen Taschenrechner parat hal-
  ten: Gute Lieferverträge entpuppen
  sich dann oft als Flops...
- Expertisen einholen über Ölfelder
  lohnen sich eigentlich immer. Großer
  Nachteil: Zeit. Expertisen dauern...

- Laufende Kosten sparen: Drei neben-
  einander liegende Ölfelder bilden
  einen 3er-Bund und vermindern die
  Ausgaben (sobald ein solcher Bund ge-
  schlossen ist, blinken die Ölfelder!).

- Spekulation ist wichtig, nicht also
  immer gleich alles zu jedem Kurs ver-
  kaufen. Aber Achtung: Verspekuliert
  hat man sich schnell. Wer zu sehr ins
  Minus rutscht und nichts dagegen tut
  (obwohl man könnte) = GAME OVER !!!
- Wem das Wirtschaften zu langsam geht,
  drückt einfach folgende Tastenkombi-
  nation: - CONTROL RUN/STOP...
  Derselbe Trick funktioniert auch beim
  Bohren, nur dass man da kein Geld
  erhält, sondern einen Bohrwiderstand
  von Null hat (praktisch, oder?).

Und nun viel Spaß, ihr kleinen JR's...!

Jahr:   1989
Firma:  reLINE
Genre:  Wirtschaftssimulation
Quelle: www.c64games.de

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