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From C64 Diskmag Wiki
SIM CITY REVIEW VON SPIDER
SIM CITY REVIEW ________________________________________ Ich denke, diese Situation kennt jeder: Man legt eine Disk ins Laufwerk und lädt zum ersten Mal ein neues Spiel in den Arbeitsspeicher. Gespannt sitzt man vor dem Bildschirm, lässt sich von Intros (falls vorhanden) berieseln und macht "die ersten Schritte" im Spiel. Und nach wenigen Minuten kann man normalerweise auch schon persönlich urteilen, ob man daran Gefallen findet, d.h. ob das Spiel als gut oder eher als schlecht zu bewer- ten ist (von "geht so" etc. mal ganz abgesehen). Einfach gesprochen: Daumen hoch oder Daumen runter. Natürlich habe
ich das jetzt sehr vereinfacht, aber das Prinzip ist klar. So dachte ich auch vor knapp 20 Jahren, als ich SIM CITY zum ersten Mal ausprobierte... Wie so oft hatte man ja meistens schon was von einem Spiel gehört oder gelesen, bevor man es selber zuhause ausprobieren konnte. Nicht selten waren dann oftmals auch die Erwartungen dementsprechend hoch, wenn die Disk im Laufwerk lag und man den bekannten Befehl LOAD"*",8,1 auf der Tastatur eintippte. Und wenn man schließlich und endlich den Joystick in die Hand nehmen durfte und feststellte, "wow, geil!" - das war schon toll. Bei
SIM CITY war das damals ganz anders. Ich hatte noch nie etwas davon gehört oder gelesen, ich hatte absolut keine Ahnung, was mich erwarten würde. Cool fand ich einzig und allein den Namen des Spiels, denn der erinnerte mich an einen AC/DC- Song ("Sin City")... Ich legte also die Disk ins Laufwerk und startete - und war gleich einmal total genervt, weil die Ladezeit schier ewig zu dauern schien. Das ging ja schon mal gar nicht! "Meine Güte, das hört ja gar nicht mehr auf!" dachte ich und betrachtete gelangweilt den Ladebildschirm, der sich in billiger Bildschirmschoner-Manier nur leicht ver- änderte. "Das kann ja was werden..."
Nach gefühlten 10 Minuten ist das Spiel endlich geladen, dann folgte auch schon der nächste Schock: "Was'n das für eine Scheiß-Grafik? Was soll das grüne, graue und blaue Zeug eigentlich darstellen? Hm. Hm. Hm. Um was zum Teufel geht es eigentlich in diesem Spiel...??????????? Aha, eine Menüleiste, so, so. Hm, hm. Ok, das grüne Zeug soll also Wald etc. darstellen, grau den Boden und blau das Wasser. Schön und gut. Aber wo ist meine Spielfigur? Wo ist der Gegner? Wieso, weshalb, warum etc.????????" Fragen über Fragen - und KEINE Antworten. Frustriert nehme ich die Disk aus dem Laufwerk und überlege schon, ob ich sie gleich wieder
formatieren soll, denn meine Meinung schien glaskar: "SIM CITY - was für ein Mist...!" Nächster Tag, große Pause: Wie so oft war das Thema neben Fußball der C64. Meine Kumpels diskutierten gerade über neue Spiele, als mir SIM CITY wieder einfiel. Ich lästerte kräftig ab, doch Zustimmung bekam ich nur bedingt. Ganz im Gegenteil. Stefan meinte sogar: "Du brauchst wohl eine Einweisung, was? Ich spiele SIM CITY schon eine ganze Weile. Ich weiß gar nicht, was du hast. Dann also heute Nachmittag bei mir?" Tja, was sollte ich da schon sagen - konnte ja
schlecht "nein" sagen... Stunden später saß ich nach der Schule in Stefans Zimmer und ließ mir SIM CITY näher erklären. Und tatsächlich: Wenn man mal weiß, was man eigentlich machen muss ergibt alles auf einmal einen Sinn, den es noch ein paar Tage zuvor nicht gab...:) Gebannt sah ich zu, wie Stefan zielstrebig mit dem Bagger neues Bauland rodete, Industrieanlagen anlegte, Ge- schäfte eröffnete, Wohngebiete für die Bürger aus dem Boden stampfte, Straßen baute, für die Wasserversorgung und na- türlich für ausreichend Strom sorgte. Schließlich überließ er mir den Joystick
und sagte "Probier' mal!" und schon war es um mich geschehen: Verdammt, das macht ja Spaß! Ich baute und baggerte, baggerte und baute, baute, baute, baute und baggerte... In den nächsten Tagen habe ich immer wieder die Disk zu SIM CITY ins Laufwerk gelegt, zahlreiche Städte wurden so aus dem Boden gestampft. Unglaublich, wie gierig ein Mensch doch wird, wenn man etwas erschaffen kann - so ein bisschen 'Gott' spielen ist schon eine coole Sa- che. Und wer von uns wollte nicht immer schon einmal eine Stadt planen und scheinbare Missstände beheben...?
TIPPS / GRUNDLAGEN - Bei SIM CITY übernimmt man als Bürger- meister die Verantwortung für seine Stadt ohne Einschränkungen in Echtzeit und mit zahlreichen Befugnissen. Das heißt aber nicht, dass immer und über- all eingegriffen werden sollte, manch- mal ist es besser, einfach nur zu 'be- obachten'. - Nicht immer seine eigene Stadt bauen, sondern auch mal ein vorgegebenes Szenario spielen (gespeichert auf der Disk), deren Schäden man in einer vorgegebenen Zeit beheben muss. Das
macht richtig Laune und ist eine gute Abwechslung zum 'normalen' Spiel! DULLSVILLE, USA 1900 Langeweile herrscht, also nix wie ran und platt machen bzw. der Stadt neues Leben einhauchen! SAN FRANCISCO, USA 1906 Erdbeben im Katastrophenmenü wählen. Anschließend die Brände eindämmen und letztendlich die Stadt vom Schutt be- freien und wiederaufbauen. Der große Brand - und neu erschaffen durch meine eigene Hand (ich hätte Dichter werden sollen)...
HAMBURG, DEUTSCHLAND 1944 Im Katastrophenmenü 12 (!) Brandherde an verschiedenen Stellen der Stadt le- gen und die alliierten Bomberangriffe simulieren. Feuer ca. 2 Minuten wüten lassen und dann anschließend die Stadt wiederaufbauen. Es lebe der 'Trümmer- bürgermeister'...! BERN, SCHWEIZ 1965 Totales Verkehrschaos in der Stadt, die Bürger sind total genervt und ver- langen nach einer Lösung! Also raus mit der Planierraupe, neues Gelände und Straßen schaffen! Aber bitte nicht zu 'laaaaaangsam' vorgehen...
TOKIO, JAPAN 1957 Godzilla's in Town! Im Katastrophen- Menü das Monster aktivieren und die Stadt nach der Verwüstung durch das unsägliche Monster wieder aufbauen (böses, böses Monster!)... DETROIT, USA 1972 Wirtschaftskrise in der Automobil- hochburg (wie passend - siehe aktuelle Wirtschaftskrise!), die Industrie lahmt und muss neu angekurbelt werden. Teile neue Industriegebiete ein und ebne den Weg für eine neue lqcrybc ROCK CITY (äh, oder so ähnlich). You can't? Hey stupid, "yes, we can!"
BOSTON, USA 2010 Im Katastrophen-Menü den Tornado über der Stadt wüten lassen. Die Bürger beginnen abzuwandern und woanders ihr Glück zu versuchen. Damit aus Boston nicht Emmerichs '2012' wird, die Stadt lieber wieder aufbauen. 'Auf diese Steine können Sie bauen'... RIO DE JANEIRO, BRASILIEN 2047 Der Tourismus machte die Stadt reich, Industrie war kaum gefragt. Doch diese Zeiten sind nun vorbei, Geschäfte und Konsum kaum noch gefragt. Industrie muss her und das schnell. Ein ausge- wogenes Verhältnis ist das Ziel...
TIPPS ZUM SPIEL - Ohne Strom geht gar nichts, daher also immer darauf achten, dass alle Gebäude mit Strom ausreichend versorgt sind - Straßen tragen maßgeblich zur Entwick- lung bei (möglichst viele Bereiche mit Straßen zugänglich machen) - Flug- und Seehäfen erst bauen, wenn die Stadt groß genug ist - Industrie- und Geschäftsgebiete gleich setzen, die Wohngebiete aus der Summe beider Zweige (z.B. 20xI, 20xG = 40xW)
- Nähe zu Wald und Gewässer erhöhen die Grundstückspreise, was sich positiv auf die Steuereinnahmen auswirkt. Zusätzliche Stromleitungen und Elek- trizitätswerke sind zwar teuer, können sich aber später bei Katastrophen etc. als nützlich erweisen. - Zu viele Einwohner sind gar nicht so gut, wie es zunächst scheint. Wichtig ist viel mehr, dass die Stadt sich selber versorgen kann, Wald und Küsten vorhanden sind. - Bevor man irgendeinen 'Blödsinn' vor- hat: SPIELSTAND ABSPEICHERN...
- Geldsorgen? Kein Problem mit folgenden Tricks: F1-Taste = 4000 Credits SHIFT und F O U N D gleichzeitig drücken und 10000 Credits kassieren... - Nicht genügend Bauland? Kein Problem: Stromleitungen übers Wasser legen und 'Nero' spielen, anschließend mit dem Bagger wieder freilegen - voila, schon hat man neues Bauland zur Verfügung. So einfach kann es gehen... - Eine Katastrophe bleibt auch nach dem Abspeichern eine Katastrophe - also AUFPASSEN!!!
SIM CITY war ein Meilenstein in der Computergeschichte, denn eine derartige Echtzeit-Simulation war absolut neu auf dem Computerspielemarkt. Bauen und Er- schaffen waren spannende und neue Ele- mente, die einen schon mal für ein paar Stunden an den C64 fesseln konnten. Natürlich kann man aus heutiger Sicht darüber nur lächeln, denn mittlerweile haben solche Spiele eine Komplexität erreicht, die einem fast schon ein Studium abnötigen, um die Abläufe ver- stehen zu können. Am C64 waren meistens schon nach 1 oder 2 Stunden die Grenzen erreicht, viel konnte man nun wirklich nicht machen. Aber es machte Spaß und
das war ja die Hauptsache. SIM CITY war maßgebend für die Versionen am Amiga und am PC (SIM CITY 2000 BZW. 3000), die ich auch heute noch gerne spiele - und nie- mals spielen würde, hätte mir damals Stefan nicht "die große Welt des Städte- baus" gelehrt. Tja, so kann es oft gehen im Leben... Jahr: 1989 Firma: Infogrames Genre: Simulation Quelle: www.c64games.de _______________________________ SPIDER _