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N O N O M E R C Y M E R C Y GAMEREVIEW VON SPIDER
NO MERCY REVIEW ________________________________________ Das Taschengeld war immer knapp und gute Software für einen Jugendlichen meines Alters in dieser Zeit meistens selten erschwinglich - Weihnachten ist nur ein- mal im Jahr, ebenso Ostern und Geburts- tag. Neue und richtig gute Titel gab es also nur zu besonderen Anlässen oder, wenn man viel Glück hatte, Monate oder manchmal erst Jahre später als Crack auf dem Schulhof... Sicher, es gab schon die sog. "Low-Budget-Spiele" vom Wühltisch, die damals überall, vor allem in Kauf- häusern, rumlagen. Aber die angebotene
Software war i.d.R. so schlecht, dass sogar 10 DM noch zuviel waren... Die beste Alternative war dann immer noch der Griff zur Game On bzw. Magic Disk, da bekam man wenigstens noch einigermas- sen was für's Geld. Die Golden Disk war aus meiner Sicht schon wieder mit 20 DM zu teuer, auch die Software, die bis dato erschien, war, gelinde ausgedrückt, sehr bescheiden. Auch aus meinem Freun- deskreis griff man lieber auf Game On oder Magic Disk als auf die Golden Disk zurück, so dass ich sie meistens auto- matisch ignorierte, sobald ich im Zeit- schriftenhandel stand. Mich interessier- ten nur 64'er, Game On und Magic Disk -
in der Reihenfolge. So war das bis zu dem Tag X, damals 1989, als ich meinen Schulbus verpasste und wegen strömenden Regens im nahegelegenen Kaufhaus mir die Zeit tot zu schlagen versuchte, bis der nächste Bus kommen würde... Da stand ich nun, im Kaufhaus, bei den Zeitschriften nahe dem Haupteingang, und versuchte, mir die Zeit so gut es ging zu vertreiben: Ich durchforstete diverse Comics und Zeitschriften, immer in Er- wartung, dass mich einer der Verkäufer "freundlich" zurecht weisen würde, erst zu kaufen und dann erst zu lesen... Ein alter Trick, um ohne Geld an gedrucktes
"Wissen" zu gelangen - abgespeichert im Gehirn und zuhause schnell verarbeitet (ällabätsch, ällabätsch, nanananana)... Aber an diesem Tag passierte (zum Glück) gar nichts, egal wie konzentriert ich auch in allen möglichen Magazinen las - es interessierte niemanden. So ging das knapp 1 Stunde lang, von Zeitschrift zu Zeitschrift, bis ich plötzlich auf eine Golden Disk stieß: "Nanu? Was'n das?" Ein Soldat, knieend vor einem halb zer- störten Gebäude, ein Hubschrauber im Hintergrund, Feuer - das war ein Cover, das mir sofort ins Auge stach! "Hm, das muss ich mir mal näher anschauen..." Ich drehte das Cover um, stellte schnell
fest: Ein Ballerspiel! Cool! Ich liebe Ballerspiele! Und Rambo-Spiele a la "Commando!" waren schon immer meine Stärke - diese Golden Disk muss ich ha- ben! Eilig suchte ich also im Rucksack nach meiner Geldbörse, in der Hoffnung, die "berüchtigten" 19,80 DM (der exakte Preis - erinnert ihr euch?) bezahlen zu können. Und tatsächlich: Normalerweise chronisch pleite konnte ich dieses Geld zusammenkratzen, dementsprechend froh stellte ich mich an der Kasse an - total voller Vorfreude... Endlich zuhause, war es natürlich dann kaum abzuwarten, die Golden Disk ins Laufwerk zu schieben und loszulegen. Was soll ich sagen: Meine
Erwartungen, was der zu erwartende Sound und die Grafik betrafen, wurden mehr als erfüllt, total gebannt saß ich vor dem Monitor und konnte es kaum fassen. WOW! Und das alles für 19,80 DM... Ich zockte bis spät abends, auch an den nachfolgenden Tagen gab es für mich kein anderes Spiel mehr. Und in der Schule schwärmte ich natürlich ebenfalls nur von NO MERCY. Kurios dabei: Niemand kannte es und keiner außer mir hatte es. Ebenfalls kurios: Die nächste Ausgabe der Golden Disk war bereits erschienen und so war ich der einzige unter meinen Freunden in der Klasse, der NO MERCY
besaß. Noch kurioser: Game On, Magic Disk und Golden Disk waren nicht gerade berühmt für ihren Kopierschutz. So ge- sehen hätte ich ja nur eine Kopie von NO MERCY erstellen und diese dann an meine Freunde weiter geben müssen. Aber NO MERCY ließ sich nicht ums Verrecken kopieren!!! Alle damals gängigen Kopier- programme kamen zu Werke - alle chancen- los. Ich nahm es gelassen. Denn schließ- lich war ICH im Besitz des Originals, "Schade" für meine Kumpels... Wer also NO MERCY spielen wollte musste wohl oder übel nachmittags zu mir - was ein Pech aber auch... NO MERCY - "gnadenloses" Spiel. Und "gnadenlos" unkopierbar...
Leider ist NO MERCY mit seinen 7 Leveln viel zu kurz geraten, viel zu schnell hat man das Ende erreicht. Dennoch: NO MERCY war wohl der erste wirklich ge- lungene Titel der noch jungen Golden Disk-Serie. Und im Vergleich zum kom- merziellen Pendant, OPERATION WOLF, ein Volltreffer - und das auch noch zum kleinen Preis. Die Original-Disk besitze ich übrigens heute noch, inkl. Cover. Eine Sicherheitskopie konnte ich auch 20 Jahre später immer noch keine machen, der Kopierschutz dieser Ausgabe bleibt mir also auf immer ein Rätsel. Aber das ist nur bedingt ein Problem: Mittlerwei- le besitze ich zahlreiche Cracks, so
dass ich absolut entspannt auch die nächsten 20 Jahre angehen kann. Ganz nach dem Motto: "Rambo? Who the f*ck is Rambo...?" Jahr: 1989 Firma: CP-Verlag / Golden Disk (7. Sonderausgabe Magic Disk) Genre: Ballerspiel ("Ego-Shooter") Quelle: www.c64games.de _____________________________ SPIDER ___