DT 84 33
From C64 Diskmag Wiki
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______________ interview _______________ ______________ interview _______________ mit Bitbreaker / Metalvotze über 64Net 2, Retrokalender usw. - - - - Geführt von Ace / T.A.C. - - - - Hallo Bitbreaker, stell dich doch einmal unserer Leserschaft vor. Bitbreaker: Im wahren Leben heiße ich eigentlich To- bias. Zu meiner Jugendzeit war der C64 brandaktuell und stand in vielen Jugend- zimmern zuhause. 1988 hatte ich eben-
falls meinen eigenen C64 erstanden (da- vor musste ich mir immer den meines äl- teren Bruders klauen). Schon immer haben mich die Intros vor gecrackten Spielen interessiert (Demos gab es damals noch sehr wenig), die Menschen dahinter, das Wissen. Aber auch das Programmieren von Spielen selbst begeisterte mich. Ziemlich schnell habe ich dann damit an- gefangen, eigene Programme zu schreiben, vor allem auch in Assembler. Durch ent- sprechende Diskmags habe ich dann schnell Kontakt mit Leuten aus der Szene gefunden (Swap) und auch eine Gruppe bei der ich meine Talente einbringen konnte.
Die Truppe hieß Climax Ind., eine reine Demogruppe, bestehend aus einer Handvoll ehemaliger Members der Gruppe Poison. So war 1989 der Einstieg in die Szene ge- lungen. 1994 waren alle Members von Climax mehr oder minder inaktiv, und so wechselte ich damals zu Metalvotze, meinem finalen Aufenthaltsort. Einige Members wie Syn- tax, Drago oder auch Mephisto kannte ich schon zuvor durch meine Aktivitäten als Swapper. Hier konnte ich letztendlich meiner Kreativität in Form von durchaus anstößigen Releases freien Lauf lassen, es ist schön auf diesem Grat zu wandern,
auf dem es nur hocherfreute Anhänger als auch verbitterte Hasser dieser Release- Philosophie gibt. Ich finde es schön, auch noch als 32jäh- riger verheirateter Mann hier etwas sei- ne Albernheit ausleben zu können. Ace: Deine Lieblingscomputer? Bitbreaker: Noch immer der C64, wobei ich früher auch viel am C16 gemacht und gelernt ha- be. Heutzutage kann ich eine beachtliche Sammlung von Vintage-Computern mein ei-
gen nennen. Für so manchen würde ich gerne einmal ein Demo machen, etwa dem Sharp MZ-800 oder dem Thomson TO-8. Ace: Drei Dinge für einen Aufenthalt auf ei- ner einsamen Insel? Bitbreaker: Meine Frau, mehr nicht. Dort wird es oh- nehin keinen Strom geben, also kann ich auf den Computerkram verzichten. :-) Ich mag vernarrt in diese alten Computer sein, aber ich bin kein Narr, es gibt
auch noch andere schöne Dinge im Leben, die man genießen kann. :-) Ace: Aus wieviel Mitgliedern besteht "Metal- votze"? Bitbreaker: Wir bestehen aus 10 Mitgliedern, die ei- nen mehr, die anderen weniger aktiv, na- türlich gibt es auch ein paar ehemalige Mitglieder, die wir in Ehren halten. Ace: Wie kommt man auf so einen provokanten Namen?
Bitbreaker: Provokant ist er nur für die, die es sich einfach machen, sich reizen lassen, ohne über den Sinn von Wortspielen und Ironie nachzudenken. :-) Die Fotze kann selbstverständlich das weibliche Ge- schlechtsteil sein, hat aber im bayeri- schen Sprachraum vor allem die Bedeutung Maul/Mund sowie Ohrfeige. Drago als Urgründer der Gruppe lebte an- fangs in Bayern und kreierte daraus die Metalvotze, die "Harte Ohrfeige aus Me- tal", oder auch das eherne Mundwerk, das unverwüstliche Schandmaul. Ich denke das trifft auch unsere Philosophie ganz gut.
Nebenher birgt es natürlich noch die nicht ganz ungewollte Gefahr der Ver- wechslung. Das V sollte dies entschär- fen. Da aber eine Vielzahl von Menschen lieber affektiert handelt, anstatt über die eigentümliche Rechtschreibung zu sinnieren, stößt dieser Name dennoch vielen auf. Letztendlich ist es ja aber genau das, was wir wollen. Ace: Tätigkeiten bestehen bei euch aus was? Bitbreaker: Wir sind durchaus in verschiedensten Be- reichen tätig, haben fähige Leute für
den C64, aber auch für andere Plattfor- men wie Gameboy Advance, Vectrex sowie PC. Zudem haben wir auch Musiker und Grafiker. Das Lustige daran, eine Vielzahl der Mitglieder haben trotz des vordergründig erst einmal einfältig erscheinenden Hu- mors und der manchmal zweifelhaften Qua- lität der Releases eine akademische Laufbahn hinter sich. Das assige Zecken- und Punkrockimage würden viele gerne in uns verwirklicht sehen, ein reales Treffen mit uns lässt diese Illusion aber meist platzen. :-)
Ace: Zwei deiner Projekte sind ja das 64/Net2 und der Retro Kalender. Wie kamst du auf die Idee, einen Retrokalender zu entwer- fen und wo zum Geier hast du die Mädels her? :-) Bitbreaker: Entstanden ist das Ganze aus der alltäg- lichen Kaffeerunde am Arbeitsplatz. Nitro und Toxie waren zu der Zeit noch als Doktorand an der Uni in Ulm, und so haben wir uns immer wieder getroffen und neue Ideen geschmiedet, sei es für neue Demos als auch Pläne zur Erlangung der
Weltherrschaft. Unter vielen minderwer- tigen und wieder verworfenen Ideen kamen dabei aber auch so Juwelen wie der Re- trokalender zum Vorschein. Zusammen mit Nitro haben wir immer wieder Vintagecom- puter zusammengetragen und in der Uni gelagert. Aber sie nur im Regal verstau- ben zu lassen, fanden wir zu schade. Wieso die Computer nicht ins rechte Licht rücken, dachten wir uns, und schon war die Idee geboren. Für die Ausgabe 2006 hatten wir uns hierzu eine Studentin, die Nitro kannte, als Model gebucht. Als Studio stand uns
leihweise ein Raum in einem Altersheim zur Verfügung, den ein befreundeter Fo- tograf eingerichtet hatte. Der Kalender 2007 ist im Roboterlabor an der Uni entstanden, hier haben wir erst- mals 2 professionelle Modelle gebucht, die restlichen Mädels waren aus unserem Bekanntenkreis. 2008 schlussendlich waren die privaten Ressourcen jedoch erschöpft, also habe ich beinahe alle Mädels bei Agenturen gebucht, lediglich Pest und Faith sind Szenerinnen, die hier freiwillig mitge- wirkt haben.
Nach den Erfolgen der letzten Jahre wird es sicher auch wieder 2009 eine Auflage des Kalenders geben. Wenn also jemand Interesse hat, mitzuwirken, könnt ihr euch gerne bei mir melden (das gilt so- wohl für Frauen als auch Computer). Ace: Ich habe die Kalender von 2007 und 2008 hier. Vom Inhalt gefällt mir persönlich der 2007 Kalender. Ist im neuen Jahr ei- ne weitere Produktion geplant? Bitbreaker: Ja, für 2009 ist eine weitere Auflage geplant. Der 2007er Kalender erscheint
durch die gleichmäßigen Hintergründe eher wie aus einem Guss, aber ich wollte etwas wegkommen vom einheitlichen, zum Teil etwas langweilig wirkenden Weiß und mehr Inhalt durch Handlung und Hinter- grund in die einzelnen Kalenderblätter bringen. Da ich ab 2008 ein eigenes größeres Studio haben werde, dürfte ich für den Kalender 2009 deutlich mehr ge- stalterischen Spielraum haben. Ace: Die Bilder sehen sehr hochwertig aus. Bist du Fotograf oder wer hat die Bilder geschossen?
Bitbreaker: Ja, ich selbst bin neben meinem Job als Admin an der Uni auch noch freiberuflich als Fotograf tätig. Dadurch habe ich na- türlich auch entsprechende Kontakte zu anderen Fotografen und vor allem auch zu Modellen für meine Projekte. Ace: Lass uns mal über dein interessantes 64Net/2 Projekt sprechen. Viele kennen das 64Net noch aus Michael Renz (PPE) Zeiten, wo das Projekt mit deutlichen Einschränkungen kommerziell vertrieben wurde. Du hast aus dem freien Quellcode anscheinend was feines zusammengeba-
stelt. Was hat dich dazu bewegt, den 64Net Code umzustricken? Bitbreaker: Ich habe immer wieder nach einer Lösung gesucht, die es mir ermöglicht, ohne Disketten am C64 zu arbeiten, denn die Kapazität von Disketten war begrenzt und durch fehlende Neuproduktion nahm auch die Qualität der Disketten stetig ab. Also hab ich mich damals im Internet um- gesehen ob es nicht schon Lösungen gibt, die hier Abhilfe schaffen können. Zuerst bin ich dabei auf 64hdd von Nicholas Coplin gestoßen. Das Produkt ist eben-
falls kostenpflichtig, aber es existier- te eine kostenfreie abgespeckte Version. Für den Anfang war ich damit zufrieden und ich half Nicholas damals auch, eini- ge Dinge an seiner Software (vor allem auf C64 Seite) zu verbessern und zu op- timieren. Das Problem war jedoch, dass die Speichergeschwindigkeiten immer noch sehr niedrig waren, laden hingegen war dank Parallelkabel mit recht hohen Ge- schwindigkeiten möglich. Durch weiteres Herumstöbern bin ich dann auf die freie Version von 64net von Paul Gardner-Stephen gestoßen. Nach anfängli-
chen Schwierigkeiten, die Software zum Laufen zu bringen, habe ich mich dazu entschlossen, ein zuverlässigeres Proto- koll zu implementieren, das sowohl beim Laden als auch Speichern die Vorteile der parallelen Übertragung über Userport und Druckerport ausnutzt. Das Limit war jedoch schnell erreicht, auch war das Kabel etwas klobig und man benötigte etwas Zusatzhardware am Kabel. Nach dem Kauf eines RetroReplays mit Netzwerkmodul habe ich ein weiteres Übertragungsmodul geschrieben, das nun den Transfer über Ethernet abwickelt.
Für den C64 habe ich dazu ebenfalls ei- nen gesonderten Kernal entwickelt. Da das Netzwerk mehrere Clienten auf einem Medium erlaubt, wurde 64net nun auch multiclientfähig. Im Laufe der Zeit habe ich noch eine Vielzahl an Optimierungen und Erweiterungen eingebaut, so dass ich nun 64net schon seit Jahren als zuver- lässigen und extrem schnellen Floppyer- satz nutze. Statt einer 1541 habe ich nun auf Parties immer ein kleines Käst- chen mit einem MiniPC mit mir. Ace: Was kann ich mit deiner aktuellen 64Net/ 2 Version genau anstellen und was genau
wird jetzt für einen Betrieb benötigt? Bitbreaker: Die aktuelle Version von 64net erscheint am C64 als ein reguläres Diskettenlauf- werk (Device #9). Wie gewohnt kann man auf diesem Laufwerk beinahe alle Funk- tionen ausführen, wie man sie von einer 1541 gewohnt ist, zusätzlich gibt es noch eine Vielzahl an Extrafunktionen. Mit Pro Client lässt sich das Laufwerk individuell konfigurieren, so ist es möglich, dass jeder Client einen anderen Pfad auf dem Server (etwa sein Home) zu- gewiesen bekommt.
Jedes Laufwerk beherrscht bis zu 255 verschiedene Partitionen mit ebenfalls unterschiedlichen Basisverzeichnissen. Durch Kommandos ist es möglich, die Par- titionen als auch Verzeichnisse zu wech- seln. Ebenso können Dateien und Ver- zeichnisse verschoben, kopiert und ge- löscht werden. Diskimages wie .d64, .d71 und .d81 erscheinen ebenfalls als Ver- zeichnis und können somit durch einen einfachen CD:DISKIMAGE.D64 Befehl ge- mountet werden. Der Transfer via Netz- werk ermöglicht extrem hohe Übertra- gungsgeschwindigkeiten. Laden erfolgt mit bis zu 50kb/s und Speichern mit bis
zu 30kb/s. 200 Blocks werden so inner- halb einer Sekunde geladen. Für den Betrieb benötigt man als Server einen PC mit Linux (getestet mit Debian 3.1 und Ubuntu 6.10 LTS, andere Versio- nen sollten aber kein Problem darstel- len), ebenso sollte die Software auf Macs sowie BSD-Maschinen übersetzt und betrieben werden können. Am C64 benötigt man ein RetroReplay mit RR-Net Modul. Bisher ungetestet, aber aufgrund kompatibler Hardware sollte auch die Kombination aus MMC64 und RR- Net Modul funktionieren.
Weitere Module mit gleichem Ethernet- Chipsatz. Zusätzlich ist es sinnvoll, einen Ker- naladapter für 28pin Chips (27c64, 28 c64) im C64 zu haben um den 64net-Kernal direkt als ROM in der Maschine zu haben. Ace: Was genau sind die Highlights? Bitbreaker: Ganz klar, die sehr hohen Geschwindig- keiten, Mounten von Images, Multiclient- fähigkeit, erweiterte DOS-Befehle.
Ace: Einer der Schwachpunkte war das hausin- terne N64 Images, was 64Net angelegt hat sobald Daten vom C64 auf den PC übertra- gen wurden. Das verwendest du, glaube ich zumindest, nicht mehr, oder? Bitbreaker: Das .N64 hat, wie auch die sonst bei Emulatoren vorzufindenden .PXX Formate, den Vorteil, dass der Filename PETSCII- kompatibel im Header des Files vermerkt wird. Je nach Basisfilesystem sind man- che der am C64 erlaubten PETSCII-Codes aber nicht im Filenamen erlaubt. Der zu- sätzliche Header jedoch macht es schwie-
rig, Dateien etwa in einem Emulator zu laden oder direkt in Diskimages zu ko- pieren, da dann das Programm wegen des vorgelagerten Headers nicht mehr lauffä- hig wäre. Deshalb habe ich auf ein ge- sondertes Format verzichtet und konver- tierte daher lieber die Dateinamen auf einen für das Filesystem verträglichen Namen. Innerhalb von Diskimages werden dafür die PETSCII-Codes des Filenamens 1:1 übernommen. Ich denke, ein guter Mittelweg. Ace: Was ist noch alles geplant im 64Net/2?
Bitbreaker: Ich denke, sobald neue Module auf den Markt kommen, werde ich die Lauffähig- keit mit diesen testen, ebenso werde ich das Ganze noch auf weiteren Plattformen testen und ggf. portieren. Hier sind na- türlich Tester mit entsprechender Hard- ware/OS gefragt, die bereit sind, im ge- wissen Umfang mitzuhelfen. Rein technisch ist das meiste bereits ausgereift. Man könnte lediglich darüber nachdenken, alle oder einen Teil der Funktionen (wie etwa Initialisierung des RR-Net Moduls) in das ROM des Retro-Re- plays zu verlagern.
Allerdings sind manche Funktionen am be- sten in einem neuen Kernal aufgehoben, da man somit eine maximale Kompatibili- tät erreicht. Ace: Sind weitere C64 Projekte von dir ge- plant? Bitbreaker: Woran ich seit der Benutzung von 64hdd ebenfalls arbeite ist ein Videoconverter für den C64, so dass man am C64 Videos in verschiedenen Grafikmodi ansehen kann. Die schnelle Übertragung hilft hier natürlich für eine flüssige Wieder-
gabe. Es gibt hierzu bereits einen funk- tionierenden Konverter und eine Vielzahl an funktionierenden Videomodi. Allerdings ist die Doku dazu extrem spärlich, außerdem wäre es schön, wenn man die Funktionalität etwas aufbohren würde. Denkbar wäre ein Videoserver für C64, der am normalen Partynetzwerk hängt und über den die Leute mittels Netzwerk sich on demand Videoströme holen und an- sehen können. Gleiches wäre auch für Samples usw. mög- lich. Auf der Softwareseite habe ich erst kürzlich einen IFLI-Editor ge-
schrieben, auch hier hat mich die Quali- tät existierender Editoren gestört. Interessantestes Feature dürfte wohl der 4x4 Zoommodus und eingebaute Maussteue- rung sein. Ace: Hast du noch etwas auf den Lippen für unsere Leserschaft? Bitbreaker: Falls ihr ein eigenes Projekt macht, hört nicht auf die anderen, denn sie werden eh nur meckern und heulen.
Scheißt drauf und zieht euer eigenes Ding durch und habt Spaß daran. :-) Ist doch schön, dass ihr euch nicht nur mit den aktuellen Hypes, sondern auch mit der Vergangenheit und den einfachen Dingen beschäftigt. Ace: Wir drücken dir die Daumen für das tolle Projekt und bedanken uns bei dir für das Interview. Bitbreaker: Na Logen. &
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